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Es ist mittlerweile schon viele Jahre her, dass ich die letzte Rex The Dog Platte in der Hand hatte. Damals veröffentlicht von Kompakt, waren die Releases zu ihrer Zeit fast schon legendär. Jetzt im Jahr 2015 wird man sich in Köln sicherlich sehr freuen, denn Jake Williams und der Hund namens Rex haben ihren Weg zurück zu Kompakt gefunden. Grund der Wiedervereinigung ist die am 02.März erscheinende EP mit Namen „Sick“. Doch erstmal wird das Ganze mit diesem Exklusivmix von Rex The Dog aus House, Tech House und Acid House gefeiert.
Das Kompakt Reunion Mixtape ist ein ebenso sehr spezielles und wie auch außergewöhnliches DJ-Set, vollgestopft mit abgefahrenen Tracks, überraschenden Wendungen, tricky Melodien, verspulten Rhythmen und noch so einigem an kreativen Konsens, welcher mit Hilfe von Modular Synthesizer, Turntable und Sampler entstand.

Rex The Dog - Kompakt Reunion Mixtape
Genre: Acid House, Tech House, House


Denkt man an die Anfänge von Acid House, landet man gedanklich Mitte der 80er Jahre in Chicago und lange Zeit galt der bereits 1985 produzierte aber erst 1987 veröffentlichte Track „Acid Trax“ von DJ Pierre und Earl "Spanky" Smith alias Phuture als der erste Acid House Track. Doch die Geschichte schreibt sich etwas anders und der eigentliche Ursprung dieser Musik liegt viel weiter zurück als die meisten denken. Sicher ist, die Entstehung von Acid House hängt unbestreitbar mit dem Ende 1981 entwickelten Synthesizer Roland TB-303 und seinen Nachfolgern 808, 909 zusammen. Auch seinen Namen erhielt die Musik mit Bestimmtheit um das Jahr 1985 in den USA und bestimmt kann der Assoziation nachgehen, dass die zur damaligen Zeit in der Szene sehr beliebte Droge LSD verantwortlich ist für diesen. Doch der erste Acid House entstand bereits 1982 in Indien und macht den heute siebzigjährigen indischen Bollywood-Komponisten und Musiker Charanjit Singh zum Entdecker von Acid House. Charanjit Singh gehört zweifelsfrei zu den untypischen Personen der Hindi Film Industrie der sechziger und siebziger Jahre. Als junger Studiomusiker interpretiert der Bassist Charanjit die ganz großen indischen Komponisten wie Burman, Laxmikant, oder den neuen Hindi-Disco-King Bappi Lahiri, und spielt parallel dazu mit seiner Frau Suprana auf Hochzeiten. Er ist Verfasser der Musik von zahlreichen Bollywood Filmen. Charanjit Singhs Familie besitzt das größte Musikgeschäft in Bombay, somit kann er bereits Anfang der Achtziger seine ersten Akkorde auf brandneuen Synthies spielen.
1982 machte er etwas völlig neues, inspiriert von der aus dem Westen kommender Disco Welle, kombinierte er diese zusammen klassischen indischer Raga Musik. Fast über Nacht, genauer gesagt in nur 2 Tagen, entstand dank Jupiter 6 Keyboard und Roland RB 303 & 909 das Album "Synthesizing: Ten Ragas To A Disco Beat". Welches noch im selben Jahr durch EMI India in der Auflage von ein paar tausend Vinyl veröffentlicht wurde. Zwar viel beachtet durch damalige Kritiker und auch Spielzeiten im Radio, war die LP dennoch ein kommerzieller Flop damals, zu sehr war Charanjit Singh seiner Zeit damals voraus.
So sehr, dass Ten Ragas To A Disco heute eigentlich schon vergessen wäre, wäre da nicht der Holländische Autor, DJ und Betreiber von Bombay Connection Records, Edu Bouman. Als einer der wichtigsten Sammler für Bollywood Musik macht dieser 2002 auf einer seiner Reisen nach Dehli eine spektakuläre Entdeckung, die ihm beim Hören sprichwörtlich umwirft. "Back at my hotel I played it on my portable player, and I was blown away. It sounded like acid house, or like an ultra-minimal Kraftwerk." Doch was ihn umwirft ist nicht nur der Sound des Albums, vielmehr ist es das was auf dem Cover zu lesen ist, veröffentlicht 1982, fünf Jahre früher als „Acid Trax“. Schnell wird ihm klar er hält, er hält die wohl älteste Veröffentlichung von Acid House in der Hand.
Welche er 2010 als Remaster über das eigene Label Bombay Connection Records veröffentlicht und somit Charanjit Singh zu seinem verdienten späten Ruhm verhilft. Ob der sonst eher zurück gezogen lebende, heute siebzigjährige, der sein Geld sonst eher mit seiner Band „Charanjit Singh Orchestra“ verdient, indem er zusammen mit seiner Frau auf Hochzeiten oder anderen Festivitäten auftritt, bis heute realisiert hat ist fraglich. Was den sonst eher klassische Indische Musik produzierenden Mann letztendlich dazu veranlasst haben muss, um in nur 2 Tagen dieses zeitlose Album zu produzieren kann wahrscheinlich nur er beantworten.
In wie weit Singhs Track wirklich diese wichtige Strömung der Clubmusik in den USA beeinflusste, bleibt spekulativ.

Quelle: the guardian