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In Hamburgs Clubszene rumort es derzeit gewaltig. Nicht nur, dass die Stadt und ihre Clubs selbst durch die fehlenden Einnahmen aufgrund der COVID-19-Pandemie und des Lockdowns gewaltig zu tun haben und auch selbst die Novemberhilfen noch nicht ausgezahlt sind. Die Stadt hat inzwischen auch ihr ganz eigenes hausgemachtes Problem. Denn seit Monaten hängen an den Außenflächen der Clubs "Docks" und "Große Freiheit 36" Poster mit kritischen Statements bis hin zu durchwachsenen Verschwörungstheorien. Ursprünglich angedacht war die Aktion für alle, die das Bedürfnis haben, "eine alternative Meinung" zu äußern. Der Unkostenbeitrag für so ein A1-Plakat ist 20 Euro für vier Wochen.

Die Aktion löste vor allem viel Unmut in der Hamburger Clubszene aus. So sehr, dass sich sieben Veranstalter dazu entschlossen hatten, in einem offenen Brief an die Betreiber der Clubs zu treten und sie aufzufordern, sich von den Aussagen dort angebrachter Botschaften zu distanzieren. Gleichzeitig baten sie um eine Stellungnahme. Die folgte auch prompt am vergangenen Donnerstag, indem die Betreiber erklärten, man wolle die Plakate nicht abhängen. In einem langen Facebook-Post berufen sie sich stattdessen auf die Meinungsfreiheit: "Diese Meinungen wenden sich gegen die politischen Maßnahmen in der Corona-Politik. Das Thema Corona und der Umgang damit wird innerhalb der Belegschaft und auch der Eigentümer kritisch diskutiert. Wir sind uns aber alle einig, dass man die Meinung des Anderen tolerieren muss." Man wolle aber nun seitens der Club-Betreiber Platz schaffen für "Meinungen von Maßnahmenbefürwortern".


Zwar distanzieren sich die Betreiber auch von "Rassismus, Nationalismus, Faschismus, Extremismus und Gewalt", dennoch nehmen sie gleichzeitig möglicherweise entstehende Kollateralschäden billigend in Kauf. "Vielleicht hat ein Autor in einem anderen Kontext Äußerungen getätigt, die mit unserer Auffassung, den Auffassungen unserer Besucher oder Auffassungen unserer Geschäftspartner nicht vereinbar sind. Vielleicht kann man eine Quelle als 'rechtspopulistisch' oder 'verschwörerisch' ansehen, weil dort auch solche Inhalte möglicherweise veröffentlicht wurden. Demokratie steht für das Recht, jegliche Meinung äußern zu dürfen, solange diese nicht gesetzlich verboten ist. Wir bieten ein Forum für Meinungen, die sonst keinen Platz mehr bekommen. Wir werden die Wände nicht abbauen", so die Betreiber weiter.

In den letzten Tagen hat sich nun auch das Clubkombinat, der Verband der Party- und Clubbetreiber, zu Wort gemeldet und einen offenen Brief (Link zum offenen Brief) verfasst. Für sie reicht es nicht aus, sich einfach nur per Wort zu distanzieren. "Eine echte Distanzierung wäre, keinen Raum zu bieten, in dem Grenzen verwischt und Fakten verklärt werden. Der Schaden, der durch Eure Wandaktion an den Außenfassaden Eurer Clubs entsteht, ist groß", heißt es in dem Brief. "Ihr treibt damit eine bewusste Spaltung unserer Gesellschaft und vor allem Club und Kulturszene unmittelbar voran." Für das Clubkombinat ist es "mehr als naiv, eine offene Plattform für Corona-Kritik zu betreiben, obwohl allseits bekannt ist, wie sehr Pandemie-Leugner, Verschwörungstheoretiker, antisemitische, sowie rechtsnationale Strömungen miteinander verwoben sind und wie sehr Radikale diesen Diskurs aktiv für ihre Zwecke instrumentalisiere".

Weiter heißt es in dem Schreiben: "Niemand verbietet den Betreiber*innen und den Verfasser*innen der Inhalte, ihre Meinung frei zu äußern. Sie müssen jedoch mit den Konsequenzen leben. Die nicht nur logische Konsequenz, sondern das entschiedene Mittel ist unsere klare Distanzierung von solch relativistischen, instrumentalisierenden und falschen Aussagen, die die Plakatwand zieren. Eine weitere Konsequenz ist, dass wir jegliche Zusammenarbeit mit den betroffenen Clubs und Veranstalter*innen konsequent abbrechen und nicht im Zusammenhang mit ihnen stehen wollen."

Ob nun tatsächlich ein Rausschmiss droht, bleibt offen. Dennoch ist es sicherlich ein klares Zeichen, das hier das Clubkombinat aus Hamburg setzen möchte, und trotz der harten Worte scheint man in Hamburg eher auf eine friedliche Lösung zu hoffen: "In Ausübung unserer Funktion stehen wir weiterhin für vermittelnde Gespräche mit allen Beteiligten bereit." Es bleibt also abzuwarten, wie sich die Lage in der Hansestadt entwickelt.